Als neue Volkskrankheit wird das Phänomen der Kreidezähne, die besonders bei Kindern und Jugendlichen auftreten, bezeichnet. Während vor Jahren noch Karies das Hauptproblem bei Kindern war, leiden nun immer mehr Schüler unter porösen Zähnen, bei denen sich der Zahnschmelz nicht richtig ausgebildet hat. Der Fachbegriff lautet Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) und bedeutet eine systemisch bedingte Strukturanomalie primär des Zahnschmelzes, die auf eine Mineralisationsstörung zurückzuführen ist. Diese tritt an einem bis zu allen vier ersten bleibenden Backenzähnen auf. Die Kreidezähne sind äußerst schmerzempfindlich und reagieren sehr sensibel auf Hitze, Kälte und Zähneputzen.
Weil die genauen Ursachen noch nicht geklärt sind, ist eine wirksame Prävention gegen MIH nicht möglich. Da die Kreidezähne aber eine raue Oberfläche haben und in der Substanz eine schlechtere Qualität aufweisen, sind sie besonders kariesanfällig. Deshalb muss über das Zähneputzen hinaus eine besonders intensive Prophylaxe betrieben werden, um die Zähne vor Karies zu schützen. Regelmäßige Untersuchungen in unserer Praxis, die Behandlung mit Fluoridlack und der Aufbau der Zähne mit verschiedenen Techniken können dazu beitragen, auch von MIH befallene Zähne bei guter Pflege ein Leben lang zu erhalten.
Wenn die Zähne schon leichtere Absplitterungen aufweisen, fangen wir diese durch eine Versiegelung der Zähne auf. Größere Defekte versorgen wir mit Kunststofffüllungen. Zudem fertigen wir eine individuell passende Zahnkrone an, falls die Zahnsubstanz stark angegriffen wurde. Unser oberstes Ziel ist es immer, den Zahn zu erhalten. Hat Ihr Kind jedoch starke Schmerzen oder splittert der Zahn sehr rasch ab, kann auch das Ziehen des betroffenen Zahns sinnvoll sein. Falls es zu einem Eingriff kommt, arbeiten wir mit erfahrenen Kieferchirurgen zusammen.
Im Durchschnitt leiden 10 bis 15 % der Kinder an MIH, bei den 12-Jährigen liegt die Quote inzwischen sogar bei über 30 %. Die Mediziner wissen bislang nur wenig über die Krankheit. Wissenschaftlich beschrieben wurde sie erstmals 1987. Eine wesentliche Rolle bei der Entstehung scheinen allerdings Weichmacher (Bisphenol A) aus Kunststoffen zu spielen, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Als weitere potenzielle Ursachen kommen Probleme während der Schwangerschaft, Infektionskrankheiten, Antibiotikagaben, Windpocken, Einflüsse durch chemische Stoffe sowie Erkrankungen der oberen Luftwege in Betracht.
Zahnärzte
Mirela Schliefer und Florian Engel
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